Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich mich lange - wirklich viel zu lange davor gedrückt, mich mit dem Thema Second Hand, Faire Mode und der Fast Fashion Industrie auseinanderzusetzen.
Ich war sehr verwöhnt von den großen Malls und liebte schön dekorierte Schaufenster und Puppen, die mir zeigen, welche Teile man gut zusammen kombinieren kann, auch der Geruch von neuer, ungetragener Kleidung holte mich ab.
Während des Studiums damals noch in Berlin, arbeitete ich nebenbei sogar in eines der größten Kaufhäuser der Stadt, in einem Fast Fashion Laden.
Ich war am Wochenende gerne auf Flohmärkten - keine Frage. Ich mochte das schlendern auf der Straße und die Atmosphäre mit Freunden, die verschiedenen Stände anzuschauen irgendwie sehr gern, aber etwas davon kaufen, niemals!
Das rumwühlen auf den Tischen, die zerknitterten alten Sachen, welche teilweise sogar von den Urgroßeltern der Verkäufer*innen waren und die abgenutzten Schuhe, wofür die Leute tatsächlich noch Geld verlangten, ekelten mich teilweise ziemlich an.
Gewendet hat sich das Blatt dann doch nach und nach:
Aus Interesse beschäftigte ich mich mehr mit dem nachhaltigem Lifestyle und immer wieder tauchte auch das Thema Second Hand dabei auf. Kleidung gebraucht kaufen und auf Fairware achten, dabei die Fast Fashion Industrie meiden. Aber warum eigentlich?
Jährlich kauft jeder Einzelne in Deutschland im Schnitt 60 Kleidungsstücke. Davon wird jedes 5. Teil überhaupt gar nicht erst angerührt und versauert im Schrank, zudem werden die Sachen nur noch halb so lange getragen, wie noch vor 15 Jahren. Dieser Konsumkollaps zerstört die Umwelt!
Durch die Produktion von Kleidungsstücken, also der Gewinnung und Weiterverarbeitung von Plastikfasern und langen Transportwegen, werden wahnsinnig große Mengen an CO2 ausgestoßen. Jährlich sind das Ganze 1,2 Billionen Tonnen, selbst internationale Flüge und Kreuzfahrten zusammen stoßen weniger CO2 aus. Das bedeutet, das 5% der kompletten globalen Emissionen allein von der Textilindustrie kommen. Mir war das absolut nicht bewusst.
Dazu kommt, dass der Wasserverbrauch von z.B. Baumwolle allein für den Anbau bereits im Schnitt 15,25 Kubikmeter Wasser/Kilogramm Baumwolle benötigt.
Zur Verdeutlichung: Das sind etwa 106 Badewannen voll Wasser für ca. 6 T - Shirts.
Mikroplastik ist auch ein Thema in unserer Kleidung. Schauen wir auf das kleine kratzige Schildchen, welches in die Innenseite unserer Klamotten eingenäht ist, finden wir nicht selten Fasern wie Polyester, Nylon und Acryl. Diese gehören u.a. zu den Plastikfasern, welche durch das Waschen kleinste Partikel absondern und dadurch erst ins Wasser und später ins Meer gelangen und über Nahrungsmittel langfristig dann auch in unseren Körper kommen.
Dann haben wir noch immer nicht über die giftigen Chemikalien gesprochen, welche beim Anbau aber auch in der Verarbeitung der Stoffe eingesetzt werden. Auch diese gelangen in das Abwasser und manchmal leider auch direkt ins Meer, welches eine große Belastung von Umwelt, Tier und Mensch darstellt.
Und zu guter Letzt, sollten wir uns immer Fragen: Warum ist das Teil bei H&M und Co so günstig? Spoiler: Arbeitsausbeutung!
90% unserer Klamotten kommen aus Asien, Großteil China. Dort arbeiten Menschen in unglaublich schlechten Bedingungen. Schmutz und unsicheres Umfeld, Überstunden und Arbeit in den Pausen, 14 Std. Arbeitstage, begrenzte und/oder vorgeschriebene Zeiten für Toilettengänge, Schwangere müssen die gleiche Arbeit leisten wie Nichtschwangere, Gewalt in Form von Demütigungen, sexuelle Übergriffe und körperliche Angriffe, Armut durch extrem schlechte Bezahlung und, und, und. Die Liste ist verdammt Lang und tut weh beim Lesen.
In Summe ruiniert dieser Modewahnsinn der Fast Fashion Industrie am Ende Mensch, Tier und Umwelt. Wir müssen uns bewusst werden, dass wir unser Konsumverhalten ändern müssen. Ich habe ein paar Tipps niedergeschrieben, wie diese Veränderung aussehen kann und hej, es ist gar nicht mal so schwer, teuer, oder aufwendig…
1. Weniger Kleidungsstücke kaufen:
Schätze was du zu Hause hast und konzentriere dich auf die Stücke, die du richtig gern magst und oft trägst. Kleine Löcher, oder andere defekte Stellen reparieren, nähen, oder nähen lassen. Wasche deine Kleidung nicht nach einmal Tragen, sondern hänge sie auch einfach zum ‚lüften‘ über Nacht auf einen Kleiderbügel. Wir waschen viel zu oft, obwohl es gar nicht notwendig ist. Wiederum Ausgewaschenes kann nachgefärbt werden. In Drogerien gibt es Farben, die dein Lieblingsstück wieder neu strahlen lassen. Diese Anwendung ist ökologischer, als ein Neukauf. Gewisse Farben kannst du auch komplett mit Naturfarbstoffen färben. Das Internet ist voll mit Anleitungen dieser Art.
2. Nachhaltige, faire Mode kaufen:
Schadstofffreie Produktion, faire Arbeitsbedingungen und nachhaltige Rohstoffe. Dafür gibt es Textilsiegel, wie z. B. GOTS (Global Organic Textile Standard), EU Ecolabel, oder Blauer Engel. Bekannte faire und nachhaltige Modelabels sind z.B. ARMEDANGELS, erlich textil, People Tree, Jan’n June, Bidges & Sons, Thinking Mu, Two Thirds, patagonia, Everlane … In der Regel sind diese Marken vielleicht teurer als die Massenware, aber durch einen bewussteren Umgang mit den Sachen die man bereits besitzt und die Kombination aus Second Hand, wobei man wiederum Geld spart, gleichen sich die Mehrausgaben wieder aus.
3. Secondhand kaufen:
Checkt mal Second Hand Läden in eurer Umgebung ab. Humana z.B. findet man in vielen größeren, aber auch kleineren Städten. Dort sind die Sachen bereits gewaschen und fresh für den Wiederverkauf. Definitiv günstig und vor allem individueller als bei Zara und Co. Auch eine Möglichkeit wäre es mit Freunden, oder Familienmitgliedern Klamotten zu tauschen und in deren aussortierten Kartons mal einen Blick zu wagen. Macht Spaß und vielleicht findest sich das ein, oder andere neue Lieblings - Vintage - Teil von Oma, oder Opa. Flohmärkte am Wochenende besuchen und Plattformen wie Ebay und Kleiderkreisel nutzen.
Apropos: Hiermit lade ich dich ein mit mir zu kleiderkreiseln.
Verlinkt ist mein Account auf der Startseite oben rechts. Auch ich nutze mittlerweile sehr gerne diese Möglichkeit, um zu kaufen und zu verkaufen. Beides klappt prima.
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